Reisebericht Alpentour 2004  -  Vinschgau

St. Valentin auf der Haid – Italien vom 5.-12.Juni 2004

 

 

Die Teilnehmer:

Franzi (Tourguide)

Volker, Werner, Uli, Jörg, Günther, Dietmar

 

Samstag - Die Regenanreise

Wie immer bei einer BAB-Anreise gen Süden traf sich alles bei Volker. Um ca. 0800 verließen wir die heimischen Gefilde. Es regnete noch nicht, aber es braute sich schon was zusammen. Jeder war bedacht seine Gummihaut umgehend anzuziehen.

 

Viele Alternativen zur Anreise in den Vinschgau gab`s sowieso nicht. Einige Pässe waren leider noch gesperrt. Nachweislich wäre eine Anreise über die Schweiz und Lichtenstein trockener gewesen, aber Flüela u. Albula sind noch zu. Also blieb uns nur der Weg über das nasse Allgäu und den nebligen Arlberg ins Quartier.

Wir fuhren zur Raststätte Pforzheim um Jörg und seinen Kumpel Günther aufzulesen. Bis dahin noch einigermaßen trocken, sollten wir ab dem Allgäu unser nasses Wunder erleben. Es fing in Strömen an zu regnen und war unangenehm kalt.

Nicht die besten Voraussetzungen für eine Alpentour von einer Woche Dauer.

Die Aldi Handschuhe waren auch nicht dicht und Volkers Blättchen im Tankrucksack durch Feuchtigkeit alle verklebt. Also zu drehen gab`s da nix.

 

Wir kämpften uns durch die Regen- und Nebelmassen bis zum Reschenpass und siehe da, es gibt noch ein anderes Wetter. Es begann aufzuklaren und die Stimmung besserte sich sogleich. In der Pension angekommen war als allererstes der Skitrockenraum am gefragtesten. Jeder wollte seine durchweichten und klammen Klamotten für den nächsten Tag trocken kriegen. Das Wetter sollte ja besser werden.

 

Danach ging`s unverzüglich in die Bar. Der verdiente ANLEGER war angesagt. Martin (unser Wirt der Pension Mall) versorgte uns mit allem.

 

Sonntag - Die Nebentäler am Reschensee u. das Schnalztal

Augen auf, gefrühstückt und die Sonne scheint. Genau so war das – toll! Das Wetter hatte sich total gedreht und dies sollte für den Rest der Woche auch so bleiben. Angenehm warme Temperaturen mit Sonne satt.

 

Da viele Pässe im Umfeld immer noch (ADAC-Internetzugang von Martin(Wirt)) geschlossen waren, gab`s am Sonntag von Franzi erst mal was zum Eingewöhnen.

 

Wir haben die rund um den Reschensee gelegenen Täler abgeklappert. Rein ins Tal, Pause, raus aus dem Tal. Mal was ganz anderes – aber nicht weniger schön.

Im Schnalztal auf der Strecke nach Meran wurde schon mal der sogenannte Mittagsanleger (ohne Alkohol), anlässlich eines Feuerwehrfestes, geprobt.

 

Gegen 17:00 Uhr liefen wir wieder bei Martin ein. Ein Spendierer für den Anleger war schnell gefunden. Günther entpuppte sich an diesem Abend als Stimmungskanone

a la Heinz Becker. Es gab viel zu lachen, dank herrlicher Sprüche. Bis spät (vielleicht

zu spät ?!) in die Nacht hinein ließ man`s krachen.

 

Montag – Auf nach Arosa oder Der Unfalltag

Gesperrte Pässe in der Nähe: Stilfser, Flüela, Albula,

 

Heute hatten wir uns vorgenommen über den Ofenpass in die Schweiz und dann über St. Moritz und den Julier-Pass zur Lenzer-Heide und dann nach Chur zu fahren. Von dort aus war geplant das Tal nach Arosa mit seinen unendlichen Kurven heimzusuchen und auf einer anderen Strecke wieder zurückzufahren.

 

Na ja, es sollte etwas anders kommen!

 

Nachdem die Mopeds gesattelt waren, starteten wir durch. Über Nauders ging`s in die Schweiz und von dort aus über den Ofenpass in Richtung Zernez. Der Ofenpass ist ja bekannterweise kein richtiger Pass im klassischen Sinne.

Über weitgeschwungene Kurven erreicht man die kaum sichtbare Passhöhe und ist, ehe man sich`s versieht auch schon wieder im Tal. Weiter ging`s dann nach

St. Moritz und über den Julier in Richtung Lenzerheide.

 

Hier angekommen war Sommerrodeln auf der größten Sommerrodelbahn der Welt angesagt. Nicht alle wollten sich den „Spaß“ gönnen. Volker, Werner und Dittes blieben im gemütlichen Kaffee zurück und konnten sich entspannen. Die Anderen  wurden so richtig durchgeschüttelt –weil man das ja beim Moped so nicht hat.

Von geil bis heftig reichten die Kommentare. Günther jedenfalls war so richtig

geschlaucht und durchgeschwitzt – hätte er mal lieber bleiben lassen sollen!

 

Danach erreichten wir  Chur und auch schon bald den Abzweig nach Arosa.

Ca. 40 kurvenreichsten km waren 2 mal zurückzulegen. Geschlossen fuhren wir los.

Schon bald war aufgrund der vielen engen Kurven manchmal der Hintermann nicht mehr zu sehen, was ja im Grunde nicht problematisch ist, da es ja weder Abzweig noch andere Wege nach Arosa gab. So merkten Franzi, Uli, Werner und ich nicht, dass es hinter uns einen „Abflug“ gegeben hatte.

 

In Arosa angekommen warteten wir geduldig einige Zeit bevor sich Franzi entschloss Jörg anzurufen. Die Auskunft kam prompt. Günther war gestürzt. Ein Arzt wurde verständigt, da unser Doc von Günther nichts Brauchbares über seinen Zustand erfahren konnte. Mit dem Arzt kam die Polizei (sicherlich vom Notarzt verständigt) und das Elend begann. Wer bis dato über Schweizer Gründlichkeit noch nicht informiert war, der hat dies ab jetzt life erleben dürfen.

Seitenlange Protokolle, Streckenvermessungen, Schuldanalysen, mehrmaliges Straßenvermessen, Schadenanalyse, Befragungen, etc. waren die Folge. Das Moped wurde sogar sichergestellt. Einer hatte unvorsichtigerweise was über Metzeler Gummis herausgelassen. Von einem Gutachten war die Rede, etc.

Ein Abschleppdienst brachte das nur leicht beschädigte Teil (verkratzte Verkleidung und linker Spiegel ab) zu einer Werkstatt und wir verließen im Schlepptau des Polizeifahrzeuges das Tal von Arosa.

Im Krankenhaus angekommen konnte Jörg dann, nachdem man Günther geröntgt hatte feststellen, dass mit einem längeren Krankenhausaufenthalt gerechnet werden musste. Mindestens 2 Rippen gebrochen und Schulter geprellt.

Mittlerweile war es spät geworden. Franzi verständigte den Wirt, dass das Essen heute länger auf dem Ofen zuzubringen hatte. So gegen 10 wäre mit uns wegen technischer Schwierigkeiten zu rechnen.

 

Nachdem Günther versorgt war, machten wir uns über den Rückweg Gedanken.

Nochmals die gleiche Strecke zurück war wenig erbauend. Also ergab ein Anruf beim ADAC Aufschluss: Der Flüela war seit heute offen. Also machten wir uns dann auf den Heimweg. Etwas früher als geplant erreichten wir die Pension. Der Wirt hat beim Durchzählen nicht schlecht geguckt.

An diesem Abend gab`s nur ein Thema: Wie konnte das in einer geschlossenen Gruppe passieren, dass mittendrin einer bei ca. 40 km/h stürzt?

Erklärung gibt`s bis heute keine  -  oder?

 

Dienstag -  Nach Chur zum Krankenbesuch - einmal anders `rum

Um Günther mit dem Notwendigsten zu versorgen, mussten wir an diesem Tag nochmals nach Chur. Wir wollten Jörg ja nicht allein fahren lassen.

Diesmal ging`s gegen den Uhrzeigersinn nach Chur und damit war`s auch nicht mehr die gleich Straße.

Günther ging`s den Umständen entsprechend. Der eine oder andere Spruch war schon wieder zu hören. Mittlerweile war auch klar, dass er vom ADAC am nächsten Montag samt Moped nach Haus verfrachtet wird. Also war alles soweit geregelt und wir machten uns mit seinen Moped-Klamotten auf den Heimweg.

Da der Albula mittlerweile seit heute offen war, wagten wir die Abkürzung über die „Holperstrecke“. Ehrlich gesagt: Hätte man sich sparen können – muss man nicht unbedingt haben.

Diesmal kamen wir zu geregelter Zeit bei Martin an. Hier sei noch mal allgemein bemerkt: Die Verpflegung war einmalig gut. Nachschlag wie immer man will.

 

 

Mittwoch – Der Ruhetag in der Schweiz und die „725 km von Volker“

Heute hatten (wir) beschlossen einen „Gemütlichen“ einzulegen. Volker war damit ganz und gar nicht einverstanden und beschloss, allein auf Tour zu gehen. Er hat sich das ehrgeizige Ziel: „500km fahren und um 18:00 Uhr zu Hause sein“ gesetzt.

Dies wurde prompt von allen als schier unmöglich betrachtet. Aber das ficht doch keinen Volker an! Gewettet war dann auch gleich.

Franzi hat Ihm dann noch „die 425km Tour“ bis zum Gardasee gesteckt und

um 10 ist er dann bei mit Km-Stand 74111 losgedüst.

 

Kurz danach machten auch wir uns auf die Socken. Franzi führte uns in ein herrliches Naturschutzgebiet südlich von Susch. Hier konnten wir im Grünen an einem Wildbach so richtig entspannen. Der ein oder andere hat dies zum ausgiebigen Nickerchen genutzt. Dittes hat sich als Almöi betätigt und ist zu Fuß ins Gebirge aufgebrochen. Nach eigenen Aussagen (s. Doku-Fotos) hat er die Schneegrenze schnell erreicht und danach wieder den Heimweg angetreten.

Wieder alle am Sammelplatz vereint, hat man zum Rückmarsch geblasen.

In Reschen ging`s via Rohjental (hoch über dem Reschensee mit herrlichem Ausblich) nach St. Valentin a. d. H. zurück.

 

Die „725“ von Volker

Das Abendessen, kann man sich denken, fand ohne Volker statt. Danach ging`s in Martin`s Bierkeller. Jörg war der Meinung, mit Volker wäre sicherlich nicht vor

9 Uhr zu rechnen. Also noch alles im grünen Bereich.

Kurz vor Mitternacht wurde es allen so langsam mulmig. Jeder hing so seinen Gedanken nach. Wo fährt der rum? Warum ruft er nicht mal an? Ist was passiert?

Mit anderen Worten, bis dahin gab man seinem Mangel an Kommunikationswillen noch weitgehend die Schuld, seine Kumpels nicht mal zu informieren.

Aber nach 23 Uhr war der Spaß dann vorbei. Langsam aber sicher schlich sich der Gedanke ein, es wird doch nichts passiert sein!? Als wir dann gegen halb eins ins Bett gingen, rechnete keiner mehr mit seiner Rückkehr noch in dieser Nacht

 – jeder ging nun von „Problemen“ aus.

 

Gegen 1 Uhr klingelte Volker den Wirtsopa aus den Federn, den festen Willen, sich seinen Anleger noch zu genehmigen. Aber nachdem er durch seinen Zimmergenossen Jörg runtergeputzt wurde, blieben Ihm nur noch 2 Gläser Kranen-

wasser und das Bett.

Fazit:

Wer nachts in den Alpen herumfährt sollte:

 

1.      wissen, wann welche Pässe schließen

2.      wissen, welche noch gesperrt sind

3.      ein funktionierendes Telefon dabeihaben

4.      und seinen Kumpels mal Bescheid geben,

 

wenn es viel später (6 Stunden) als die vereinbarte Zeit wird.

 

Strafe muss sein – hat ihn halt ein paar Bier gekostet.

 

 

Donnerstag – Der Kaunergletscher und das Pitztal

Da der Südweg (Stilfser-Joch) nach wie vor geschlossen war versuchten wir uns heute wieder mal an den interessanten Tälern der weiteren Umgebung. Franzi hatte Kauner- u. Pitztal aufgelegt. Also ab Richtung Landeck/Imst, aber Vorsicht, nicht zum Hahntenjoch abbiegen.

An der Mautstation zum Kaunergletscher angekommen, verweigerte Volker die Gefolgschaft, da die Österreichische Mautabzocke nicht so sein Ding ist. Also ließen wir Ihn zurück und machten uns an den Aufstieg. Eine herrliche Strecke, die am Skifahrer-Gletscher in ca. 2700 m Höhe endete. Mangels Ski waren wir zum Zuschauen verdammt. Nach kurzer Pause und einer rasanten Abfahrt erlösten wir Volker aus seiner Warteschleife. Bei der Herausfahrt aus dem Kaunertal hatte Franzi eine wunderschöne Verbindungsstrasse zum Pitztal entdeckt. Diese führte uns automatisch ans Ende dieses Tales. Dort angekommen machten wir erst mal Rast. Aus dem Pitztal heraus ging`s auf gleichem Weg wieder ins Quartier zurück.

 

 

Freitag – Stilfser Joch und Levigno-Tunnel

Auf dem Weg nach Meran bogen wir Richtung Stilfser Joch ab, wollten eigentlich nur in ein Nebental fahren und dann über den Umbrail gen Süden weiter.

Aber zu Jörg`s Schrecken hatte man den Pass geöffnet und er ging lang schwanger, ob er sich das anzutun bereit wäre. Schließlich siegte der Gruppenzwang und er willigte ein.

Eigentlich muss man auch diesen Pass nicht haben, den so viele enge Kehren mit „scheiß“ Belag sind wenig einladend, zumal einem alle möglichen Gefährte

–vom Bus bis zum Fußgänger im Weg rumfahren. Oben angekommen waren wir alle geschafft. Gottseidank ist die Abfahrt nach Bormio etwas gepflegter.

 

Mit letztem Sprit (Werner) erreichten wir den Ort Bormio. Nächstes Ziel war das Zollfreigebiet von Livigno mit dem Ziel den Forcola di Livigno überfahren zu können.

Leider blieb uns das verwehrt, weil die Italiener wie immer zu faul waren, den recht unbedeutenden Übergang rechtzeitig zu räumen. Leider fiel damit das Südprogramm

aus.

Jetzt blieb nur noch der einseitig befahrbare und mautpflichtige Tunnel Richtung Norden und zum Ofenpass. Dafür waren wir dann auch etwas früher „zu Hause“.

 

 

Samstag – Und heim geht`s

Der Nachhausefahrtag präsentierte sich morgens um 8 Uhr sonnig und schön. Nach dem Frühstück sah die ganze Sache aber nicht mehr nach Spaziergang aus. Die Wolken verdichteten sich, die ersten Tropfen fielen vom Himmel. Da zogen wir doch unser Regenzeug lieber freiwillig an. Sollte es wieder so werden wie bei der Anreise?

 

Nebenbei bemerkt hatten wir Sauglück, denn Sonntag bis Freitag war ausnahmslos herrlichstes Wetter mit ordentlichen Temperaturen.

 

Die Rechnungssummen bewegten sich bei fast allen so um die 350 EUR, davon kostete die Übernachtung mit HP (198,00). Also für 7 Übernachtungen im normalen Rahmen.

Nach der Verabschiedung vom Wirt machten wir uns auf die Socken. Das Wetter wurde immer ungemütlicher je näher wir Deutschland kamen. Am Hahntenjoch betrug die Sicht gerademal 30-50m. Wir hielten kurz zum Beinevertreten am Schotterplatz an. Zu allem Übel fiel Jörg hier die Maschine um. Glücklicherweise ging nur das Blinkerglas kaputt.

Auch im Algäu war von Sonne nichts zu sehen. Der Regen begleitete uns auch auf der Autobahn weiter. Heftige Regengüsse machten das Fahren mit hoher Geschwindigkeit nicht gerade einfach. Auch kurz vor Darmstadt wurden wir nochmals heftig geduscht.

 

Jörg, Franzi und Werner fuhren gleich zum routinemäßigen Ableger bei Volker durch, da die Heimreise u. Anreise nach Schafheim zu viel Zeit gekostet hätte.

 

Danach trafen sich alle mit den Mädels gegen 19:00 Uhr wieder bei Volker. War ein lustiger Abend. (s. Bilder auf www.powercruising.de )

 

Und 2005:

Wo geht`s nächstes Jahr hin?

Wer hat eine Idee?

Wer ist Tourguide?

Wer sucht eine geeignet Pension?

Bei wem ist diesmal der Ableger?

Termin steht jedenfalls schon fest: -  Sa. 11. Juni – Sa. 18. Juni 2005 (ohne Feiertag)

 

Halt: Ich habe eine Idee: Dreiländereck Österreich/Italien/Slovenien

                                               mit Quartier in Italien – südlich Villach

                                               Anreise allerdings heftig:

                                               550 km Autobahn und 220 km Landstrasse

 

Dittes

Ober-Ramstadt, den 21.06.2004