Reisebericht Alpentour 2004 - Vinschgau
Die Teilnehmer:
Franzi (Tourguide)
Volker, Werner, Uli,
Jörg, Günther, Dietmar
Samstag
- Die Regenanreise
Wie immer bei einer
BAB-Anreise gen Süden traf sich alles bei Volker. Um ca. 0800 verließen wir die
heimischen Gefilde. Es regnete noch nicht, aber es braute sich schon was
zusammen. Jeder war bedacht seine Gummihaut umgehend anzuziehen.
Viele Alternativen zur
Anreise in den Vinschgau gab`s sowieso nicht. Einige Pässe waren leider noch
gesperrt. Nachweislich wäre eine Anreise über die Schweiz und Lichtenstein
trockener gewesen, aber Flüela u. Albula sind noch zu. Also
blieb uns nur der Weg über das nasse Allgäu und den nebligen Arlberg
ins Quartier.
Wir fuhren zur
Raststätte Pforzheim um Jörg und seinen Kumpel Günther aufzulesen. Bis
dahin noch einigermaßen trocken, sollten wir ab dem Allgäu unser nasses Wunder
erleben. Es fing in Strömen an zu regnen und war unangenehm kalt.
Nicht die besten
Voraussetzungen für eine Alpentour von einer Woche Dauer.
Die Aldi Handschuhe
waren auch nicht dicht und Volkers Blättchen im Tankrucksack durch Feuchtigkeit
alle verklebt. Also zu drehen gab`s da nix.
Wir kämpften uns durch
die Regen- und Nebelmassen bis zum Reschenpass und siehe da, es gibt
noch ein anderes Wetter. Es begann aufzuklaren und die Stimmung besserte sich
sogleich. In der Pension angekommen war als allererstes der Skitrockenraum am
gefragtesten. Jeder wollte seine durchweichten und klammen Klamotten für den
nächsten Tag trocken kriegen. Das Wetter sollte ja besser werden.
Danach ging`s
unverzüglich in die Bar. Der verdiente ANLEGER war angesagt. Martin (unser Wirt
der Pension Mall) versorgte uns mit allem.
Sonntag
- Die Nebentäler am Reschensee u. das Schnalztal
Augen auf, gefrühstückt
und die Sonne scheint. Genau so war das – toll! Das Wetter hatte sich total
gedreht und dies sollte für den Rest der Woche auch so bleiben. Angenehm warme
Temperaturen mit Sonne satt.
Da viele Pässe im Umfeld
immer noch (ADAC-Internetzugang von Martin(Wirt)) geschlossen waren, gab`s am
Sonntag von Franzi erst mal was zum Eingewöhnen.
Wir haben die rund um
den Reschensee
gelegenen Täler abgeklappert. Rein ins Tal, Pause, raus aus dem Tal. Mal
was ganz anderes – aber nicht weniger schön.
Im Schnalztal auf der
Strecke nach Meran wurde schon mal der sogenannte Mittagsanleger (ohne
Alkohol), anlässlich eines Feuerwehrfestes, geprobt.
Gegen 17:00 Uhr liefen
wir wieder bei Martin ein. Ein Spendierer für den Anleger war schnell gefunden.
Günther entpuppte sich an diesem Abend als Stimmungskanone
a la Heinz Becker. Es
gab viel zu lachen, dank herrlicher Sprüche. Bis spät (vielleicht
zu spät ?!) in die Nacht
hinein ließ man`s krachen.
Montag
– Auf nach Arosa oder Der Unfalltag
Gesperrte Pässe in der Nähe: Stilfser, Flüela, Albula,
Heute hatten wir uns
vorgenommen über den Ofenpass in die Schweiz und dann
über St.
Moritz und den Julier-Pass zur Lenzer-Heide und dann
nach Chur
zu fahren. Von dort aus war geplant das Tal nach Arosa mit seinen
unendlichen Kurven heimzusuchen und auf einer anderen Strecke wieder
zurückzufahren.
Na
ja, es sollte etwas anders kommen!
Nachdem die Mopeds
gesattelt waren, starteten wir durch. Über Nauders ging`s in die Schweiz und
von dort aus über den Ofenpass in Richtung Zernez. Der Ofenpass ist ja bekannterweise kein richtiger Pass im klassischen
Sinne.
Über weitgeschwungene
Kurven erreicht man die kaum sichtbare Passhöhe und ist, ehe man sich`s
versieht auch schon wieder im Tal. Weiter ging`s dann nach
St. Moritz und über den
Julier in Richtung Lenzerheide.
Hier angekommen war
Sommerrodeln auf der größten Sommerrodelbahn der Welt angesagt. Nicht alle
wollten sich den „Spaß“ gönnen. Volker, Werner und Dittes blieben im
gemütlichen Kaffee zurück und konnten sich entspannen. Die Anderen wurden so richtig durchgeschüttelt –weil man
das ja beim Moped so nicht hat.
Von geil bis heftig
reichten die Kommentare. Günther jedenfalls war so richtig
geschlaucht und
durchgeschwitzt – hätte er mal lieber bleiben lassen sollen!
Danach erreichten
wir Chur und auch schon bald den Abzweig
nach Arosa.
Ca. 40
kurvenreichsten km waren 2 mal zurückzulegen.
Geschlossen fuhren wir los.
Schon bald war aufgrund
der vielen engen Kurven manchmal der Hintermann nicht mehr zu sehen, was ja im
Grunde nicht problematisch ist, da es ja weder Abzweig noch andere Wege nach
Arosa gab. So merkten Franzi, Uli, Werner und ich nicht, dass es hinter uns
einen „Abflug“ gegeben hatte.
In Arosa angekommen
warteten wir geduldig einige Zeit bevor sich Franzi entschloss Jörg anzurufen.
Die Auskunft kam prompt. Günther war gestürzt. Ein Arzt wurde verständigt, da
unser Doc von Günther nichts Brauchbares über seinen Zustand erfahren konnte.
Mit dem Arzt kam die Polizei (sicherlich vom Notarzt verständigt) und das Elend
begann. Wer bis dato über Schweizer Gründlichkeit noch nicht informiert war,
der hat dies ab jetzt life erleben dürfen.
Seitenlange Protokolle,
Streckenvermessungen, Schuldanalysen, mehrmaliges Straßenvermessen,
Schadenanalyse, Befragungen, etc. waren die Folge. Das Moped wurde sogar
sichergestellt. Einer hatte unvorsichtigerweise was über Metzeler Gummis
herausgelassen. Von einem Gutachten war die Rede, etc.
Ein Abschleppdienst
brachte das nur leicht beschädigte Teil (verkratzte Verkleidung und linker
Spiegel ab) zu einer Werkstatt und wir verließen im Schlepptau des
Polizeifahrzeuges das Tal von Arosa.
Im Krankenhaus
angekommen konnte Jörg dann, nachdem man Günther geröntgt hatte feststellen,
dass mit einem längeren Krankenhausaufenthalt gerechnet werden musste.
Mindestens 2 Rippen gebrochen und Schulter geprellt.
Mittlerweile war es spät
geworden. Franzi verständigte den Wirt, dass das Essen heute länger auf dem
Ofen zuzubringen hatte. So gegen 10 wäre mit uns wegen technischer
Schwierigkeiten zu rechnen.
Nachdem Günther versorgt
war, machten wir uns über den Rückweg Gedanken.
Nochmals die gleiche
Strecke zurück war wenig erbauend. Also ergab ein Anruf beim ADAC Aufschluss:
Der Flüela
war seit heute offen. Also machten wir uns dann auf den Heimweg. Etwas früher
als geplant erreichten wir die Pension. Der Wirt hat beim Durchzählen nicht
schlecht geguckt.
An diesem Abend gab`s
nur ein Thema: Wie konnte das in einer geschlossenen Gruppe passieren, dass
mittendrin einer bei ca. 40 km/h stürzt?
Erklärung gibt`s bis
heute keine - oder?
Um Günther mit dem Notwendigsten zu versorgen, mussten wir an diesem Tag nochmals nach Chur. Wir wollten Jörg ja nicht allein fahren lassen.
Diesmal ging`s gegen den Uhrzeigersinn nach Chur und damit war`s auch nicht mehr die gleich Straße.
Günther ging`s den Umständen entsprechend. Der eine oder andere Spruch war schon wieder zu hören. Mittlerweile war auch klar, dass er vom ADAC am nächsten Montag samt Moped nach Haus verfrachtet wird. Also war alles soweit geregelt und wir machten uns mit seinen Moped-Klamotten auf den Heimweg.
Da der Albula mittlerweile seit heute offen war, wagten wir die Abkürzung über die „Holperstrecke“. Ehrlich gesagt: Hätte man sich sparen können – muss man nicht unbedingt haben.
Diesmal kamen wir zu geregelter Zeit bei Martin an. Hier sei noch mal allgemein bemerkt: Die Verpflegung war einmalig gut. Nachschlag wie immer man will.
Heute hatten (wir) beschlossen einen „Gemütlichen“ einzulegen. Volker war damit ganz und gar nicht einverstanden und beschloss, allein auf Tour zu gehen. Er hat sich das ehrgeizige Ziel: „500km fahren und um 18:00 Uhr zu Hause sein“ gesetzt.
Dies wurde prompt von allen als schier unmöglich betrachtet. Aber das ficht doch keinen Volker an! Gewettet war dann auch gleich.
Franzi hat Ihm dann noch „die 425km Tour“ bis zum Gardasee gesteckt und
um 10 ist er dann bei mit Km-Stand 74111 losgedüst.
Kurz danach machten auch wir uns auf die Socken. Franzi führte uns in ein herrliches Naturschutzgebiet südlich von Susch. Hier konnten wir im Grünen an einem Wildbach so richtig entspannen. Der ein oder andere hat dies zum ausgiebigen Nickerchen genutzt. Dittes hat sich als Almöi betätigt und ist zu Fuß ins Gebirge aufgebrochen. Nach eigenen Aussagen (s. Doku-Fotos) hat er die Schneegrenze schnell erreicht und danach wieder den Heimweg angetreten.
Wieder alle am Sammelplatz vereint, hat man zum Rückmarsch geblasen.
In Reschen ging`s via Rohjental (hoch über dem Reschensee mit herrlichem Ausblich) nach St. Valentin a. d. H. zurück.
Das Abendessen, kann man sich denken, fand ohne Volker statt. Danach ging`s in Martin`s Bierkeller. Jörg war der Meinung, mit Volker wäre sicherlich nicht vor
9 Uhr zu rechnen. Also noch alles im grünen Bereich.
Kurz vor Mitternacht wurde es allen so langsam mulmig. Jeder hing so seinen Gedanken nach. Wo fährt der rum? Warum ruft er nicht mal an? Ist was passiert?
Mit anderen Worten, bis dahin gab man seinem Mangel an Kommunikationswillen noch weitgehend die Schuld, seine Kumpels nicht mal zu informieren.
Aber nach 23 Uhr war der Spaß dann vorbei. Langsam aber sicher schlich sich der Gedanke ein, es wird doch nichts passiert sein!? Als wir dann gegen halb eins ins Bett gingen, rechnete keiner mehr mit seiner Rückkehr noch in dieser Nacht
– jeder ging nun von „Problemen“ aus.
Gegen 1 Uhr klingelte Volker den Wirtsopa aus den Federn, den festen Willen, sich seinen Anleger noch zu genehmigen. Aber nachdem er durch seinen Zimmergenossen Jörg runtergeputzt wurde, blieben Ihm nur noch 2 Gläser Kranen-
wasser und das Bett.
Fazit:
Wer nachts in den Alpen herumfährt sollte:
1. wissen, wann welche Pässe schließen
2. wissen, welche noch gesperrt sind
3. ein funktionierendes Telefon dabeihaben
4. und seinen Kumpels mal Bescheid geben,
wenn es viel später (6 Stunden) als die vereinbarte Zeit wird.
Strafe muss sein – hat ihn halt ein paar Bier gekostet.
Da der Südweg (Stilfser-Joch) nach wie vor geschlossen war versuchten wir uns heute wieder mal an den interessanten Tälern der weiteren Umgebung. Franzi hatte Kauner- u. Pitztal aufgelegt. Also ab Richtung Landeck/Imst, aber Vorsicht, nicht zum Hahntenjoch abbiegen.
An der Mautstation zum Kaunergletscher angekommen, verweigerte Volker die Gefolgschaft, da die Österreichische Mautabzocke nicht so sein Ding ist. Also ließen wir Ihn zurück und machten uns an den Aufstieg. Eine herrliche Strecke, die am Skifahrer-Gletscher in ca. 2700 m Höhe endete. Mangels Ski waren wir zum Zuschauen verdammt. Nach kurzer Pause und einer rasanten Abfahrt erlösten wir Volker aus seiner Warteschleife. Bei der Herausfahrt aus dem Kaunertal hatte Franzi eine wunderschöne Verbindungsstrasse zum Pitztal entdeckt. Diese führte uns automatisch ans Ende dieses Tales. Dort angekommen machten wir erst mal Rast. Aus dem Pitztal heraus ging`s auf gleichem Weg wieder ins Quartier zurück.
Auf dem Weg nach Meran bogen wir Richtung Stilfser Joch ab, wollten eigentlich nur in ein Nebental fahren und dann über den Umbrail gen Süden weiter.
Aber zu Jörg`s Schrecken hatte man den Pass geöffnet und er ging lang schwanger, ob er sich das anzutun bereit wäre. Schließlich siegte der Gruppenzwang und er willigte ein.
Eigentlich muss man auch diesen Pass nicht haben, den so viele enge Kehren mit „scheiß“ Belag sind wenig einladend, zumal einem alle möglichen Gefährte
–vom Bus bis zum Fußgänger im Weg rumfahren. Oben angekommen waren wir alle geschafft. Gottseidank ist die Abfahrt nach Bormio etwas gepflegter.
Mit letztem Sprit (Werner) erreichten wir den Ort Bormio. Nächstes Ziel war das Zollfreigebiet von Livigno mit dem Ziel den Forcola di Livigno überfahren zu können.
Leider blieb uns das verwehrt, weil die Italiener wie immer zu faul waren, den recht unbedeutenden Übergang rechtzeitig zu räumen. Leider fiel damit das Südprogramm
aus.
Jetzt blieb nur noch der einseitig befahrbare und mautpflichtige Tunnel Richtung Norden und zum Ofenpass. Dafür waren wir dann auch etwas früher „zu Hause“.
Nebenbei bemerkt hatten wir Sauglück, denn Sonntag bis Freitag war ausnahmslos herrlichstes Wetter mit ordentlichen Temperaturen.
Die Rechnungssummen bewegten sich bei fast allen so um die 350 EUR, davon kostete die Übernachtung mit HP (198,00). Also für 7 Übernachtungen im normalen Rahmen.
Nach der Verabschiedung vom Wirt machten wir uns auf die Socken. Das Wetter wurde immer ungemütlicher je näher wir Deutschland kamen. Am Hahntenjoch betrug die Sicht gerademal 30-50m. Wir hielten kurz zum Beinevertreten am Schotterplatz an. Zu allem Übel fiel Jörg hier die Maschine um. Glücklicherweise ging nur das Blinkerglas kaputt.
Auch im Algäu war von Sonne nichts zu sehen. Der Regen begleitete uns auch auf der Autobahn weiter. Heftige Regengüsse machten das Fahren mit hoher Geschwindigkeit nicht gerade einfach. Auch kurz vor Darmstadt wurden wir nochmals heftig geduscht.
Jörg, Franzi und Werner fuhren gleich zum routinemäßigen Ableger bei Volker durch, da die Heimreise u. Anreise nach Schafheim zu viel Zeit gekostet hätte.
Danach trafen sich alle mit den Mädels gegen 19:00 Uhr wieder bei Volker. War ein lustiger Abend. (s. Bilder auf www.powercruising.de )
Und 2005:
Wo geht`s nächstes Jahr hin?
Wer hat eine Idee?
Wer ist Tourguide?
Wer sucht eine geeignet Pension?
Bei wem ist diesmal der Ableger?
Termin steht jedenfalls schon fest: -
Sa. 11. Juni – Sa. 18. Juni 2005 (ohne Feiertag)
Halt: Ich habe eine Idee: Dreiländereck Österreich/Italien/Slovenien
mit
Quartier in Italien – südlich Villach
Anreise
allerdings heftig:
550
km Autobahn und 220 km Landstrasse
Ober-Ramstadt, den
21.06.2004