Der Tourbericht Trentino 2006                26.6.2006

Tour vom Freitag, den 16.6. bis Samstag 24.6.2006

 

 

Vorwort

Navi auf dem Moped

Mit dieser Tour steht uns auf dem Moped erstmals ein Navigationsgerät  zur Verfügung. Ich habe mir einen Garmin Streetpilot 2720 zugelegt. Das Gerät ist wasserdicht und unanfällig gegen Vibrationen. Außerdem wird es von BMW bevorzugt angeboten. (nur wesentlich teurer).

Im Laufe der Tour werden wir feststellen, dass ein sicheres Routing immer nur so gut ist, wie es der Planer auf dem PC vorher berechnet hat.

Von Vorteil ist das gezielte Auffinden von landschaftlich schönen Mopedstrecken, die einem beim Vorbeifahren auf der Hauptroute nicht sofort ins Auge stechen. Hier ist das System dem Navigator Mensch merklich überlegen. Nachteilig ist vielleicht, dass viele neue Straßenführungen in der aktuellen Software noch nicht abgebildet sind. Die Software „hinkt“ ca. 1,5 Jahre nach.

Das System lenkt zwar etwas von der Fahrkonzentration ab, man hat jedoch den entscheidenden Vorteil, immer schon weit vor einer Abzweige- oder Kreuzungssituation informiert zu sein, wie es danach weiter geht. Ein „Verfahren“ ist somit nur noch wegen falscher Planung, Unachtsamkeit oder geänderten Straßenverhältnissen gegeben.

Richtig ist aber auch, dass hier ein Stück Freiheit, Abenteuer und „mal sehen wo wir rauskommen“ genommen wird. Bei intensiver Planung mit Karte, Literatur und Software hat man jedoch die Chance es besser zu machen, wie „Kommissar Zufall“. In der Vergangenheit war es jedenfalls meistens so, dass man die Hauptwege als grobe Richtung gewählt hat und regelmäßig an den Highlights vorbei gefahren ist, wenn diese nicht gerade das direkte Ziel waren.

Auch erkennt man bei der Planung recht schnell, welche Straßen noch befahrbar sind und welche nicht.

Alles in Allem ein Stück mehr Technik und Sicherheit in fremder Umgebung und damit eine brauchbare Unterstützung. Der Fahrer allerdings –und das habe ich schon festgestellt- nimmt seine Umwelt durch die Koppelung ans System nicht mehr so intensiv wahr.

 

Freitag 16.6.2006 – Tag 1 - Anfahrt bis Krün

460 Km – Fahrzeit 7 Std.

Treffpunkt ist um 12:00 Uhr bei Volker. Via Autobahn A5, A8, und A7 wieder wie gewohnt nach Oy. Diesmal kein Halt an der Raststätte Pforzheim, da Jörg erst am Mittwoch nachkommen kann. Getankt wird vor Ulm. Wir fahren dann durch`s Allgäu nach Garmisch. Von da die Deutsche Alpenstraße in östlicher Richtung - vorbei am Kloster Ettal - nach Krün. Unterwegs nur leichter Regen am Nachmittag. Die Quartiersuche ist einfach. Habe schon zu Hause mögliche Hotels im Navi gespeichert. Mit dem Auffinden der Unterkunft klappt es dann auch auf Anhieb. Zimmer sind auch noch frei.

Zwischen Anleger und Abendessen erkennen wir bereits bedrohliche Wolken, die sich von den Bergen in westlicher Richtung herabstürzen. Kein Gutes Ohmen. Bald darauf beginnt es heftig zu regnen. Wir räumen den Biergarten freiwillig. Nach einer letzten „Preußenmass

gehen wir schlafen.

 

Samstag 17.6.2006 – Tag 2 – durch`s Geräusch ins Quartier am Levicosee

340 Km – Fahrzeit 8 Std.

Beim Aufstehen ist die Welt noch in Ordnung. Nur leichte Wolken am Himmel. Es nieselt. Das sollte sich jedoch bald ändern. Zum Frühstück regnet es bereits. Bei Abfahrt schüttet es dann richtig. Aber was hilft`s – Regenzeug an und durch. Mittenwald und Seefeld erkennen wir gerade noch so im Regen. Der Zirler Berg bei Regen und sein Gefälle freut die Leut.

Jetzt mache ich mit dem ersten Navi Problem Bekanntschaft. Will mich doch diese System unbedingt auf die Autobahn holen – und sei es, ein noch so ein kurzes Stück. Der Trick wird natürlich erkannt, da immer noch der Fahrer bestimmt, wo es hingehen soll - Gut so.

Um Insbruck zu vermeiden fahren wir ein Stück ins Kühtai hinein, in Mutters gelangen wird dann auf die Brennerstraße. Auch hier wieder der Autobahntrick – aber man lernt ja. Ich weigere mich standhaft, den Anweisung der „netten Dame“ zu folgen. Nach dem Brenner klart es auf wie immer auf und wir entledigen uns der Gummihäute. Sterzing ist bald erreicht. Hier finden wir dank Neuberechnung gleich den Einstieg ins Sarntal. Via Penserjoch und Ritten (Klobenstein) erreichen wir Bozen. Das Navi lotst uns nun ins Eggental nach Ponte Nova (wenn noch 1-2 Tunnels gebaut werden, ist hier die Fahrromantik endgültig vorbei). Von hier aus nehmen wir den Anstieg zum Lavazzejoch und erreichen Molina di Fiemme. Danach kommen wir am Lago di Stramentizzo vom Kurs ab, da neue Kreuzungs- und Umfahrungsgegebenheiten zu einer falschen Streckenwahl führen. Ich merke leider zu spät, dass uns der vom Navi vorgegebene Umleitungskurs wieder an einen im Rücken liegenden Punkt lotsen will. (Nachteil bei der Wegepunktnavigation)

Nach ein paar vergeblichen Versuchen, die Route wieder zu finden, gebe ich genervt auf.

Letzte Rettung ist die direkte Eingabe des Hotels Margherita (habe mir die Position vorsorglich vorher schon gespeichert).

Jetzt klappt die Routenführung wieder. Wir erreichen das Hotel gegen 18:30 Uhr. Zeit genug für einen Anleger und Abrödeln. Das Hotel ist prima. Die Gartenanlage und der Pool machen einen super Eindruck. Die Zimmer sind o.k. Wir lassen den Abend in der lauen Sommernacht im Garten ausklingen. Der Boss ist bereits 85 macht einen sehr agilen Eindruck und ist auch stolz auf sein Anwesen, welches er bereits in den 50 ern begonnen hat aufzubauen. Ein reiner Familienbetrieb(Mutter kocht, Tochter an der Rezeption, Chef mach Haus u. Hof).

 

Sonntag 18.6.2006 – Tag 3 – Tour Trentino / oder zumindest der Versuch

100 Km – Fahrzeit 5 Std.

Der Tag sollte uns eigentlich in Dolomitenregionen führen, aber es kam leider anders. Uli`s Moped kaputt. Wir verbringen den  Rest des Tages am Pool.

 

Montag 19.6.2006 – Tag 4 – Tour Gardasee Ostseite

320 Km – Fahrzeit 8 Std.

Die Tour beginnt mit einer Umrundung des wunderschön gelegenen Lago di Caldonazzo. Weiter geht es über die Pässchen del Frica und Sommo in Richtung Rovereto. Wir machen nach kleinsten Gebirgssträßchen halt auf dem Marktplatz und lassen uns den Espresso schmecken.

Im östlichen Gebirgsteil des Gardasees haben wir ordentlich zu tun. Hier gibt es ein wahres Eldorado an kleinen gut ausgebauten Straßen, hoch bis auf ca. 1600 m. Verkehr=0.

Je näher der Lago di Garda rückt, umso heißer wird es auch. Über Malcesine und die unzähligen Ortschaften quälen wir uns an der Ostseite hoch nach Torbole. Beim Anblick der schnellen Windsurfer an der Nordspitze des Sees stärken wir uns zur Weiterfahrt. Wir finden via Arco die 45 in Richtung Trento. Am Lago di Calvedine folgen wir wie geplant den Anweisungen der Navigation immer auf weißen Straßen (kaum auf einer Karte erkennbar) bis ins Skigebiet am Bondone. Von hier aus lassen wir uns auf nicht endenden Serpentinen gen Trentino hinunterfallen. Dank Navigation umfahren wird die heiße Stadt weitestgehend und gelangen über den Anschlusspunkt Trento Nord auf die SS47 zum Hotel.

 

Dienstag 20.6.2006 – Tag  5 – Wandertour

ca. 16 Km – Laufzeit 5 Std.

Wie geplant bleiben die Mopeds heute im Stall. Mit Wanderhut und Turnschuhen machen wir uns auf die Socken. Der Wirt und Chef des Hotels hat uns eine Route um den Levicosee empfohlen. Der Weg wäre ganz einfach zu finden, sagt er und in 2-3 Std. abgelaufen. Wir überqueren die Straße von Ischia nach Tenna direkt am Hotel und schon geht`s ab in die falsche Richtung. Der Wald lichtet sich und siehe da der See (aber welcher????) erscheint auf der rechten Seite. Irgendwann bemerken wir unseren Irrtum. Falsch gelaufen -  Nord und Süd verwechselt (Karte falsch gehalten) - ist halt passiert. Also neues Routing nach Levico Therme am Levicosee. Durch glühende Sonne ohne Getränke kommen die Motoren an Ihre Leistungsgrenze. Zuerst landen wir wie geplant in Tenna, verlieren am Ortsausgang erneut die Orientierung und laufen Richtung Hotel zurück. Nach eingehender Diskussion mit einer ortkundigen Dame beschließen wir umzukehren und doch nach Levico zu laufen. (Alles in praller Sonne - immer noch keine Getränke).

Auf halbem Weg kapitulieren wir jedoch auf freiem Feld, um den mittlerweile sichtbaren Lago di Levico in geschützter Waldumgebung entgegengesetzt zu umrunden. Eine Steilküste erlaubt es uns nicht, wie geplant in Ufernähe weiterzulaufen. In N/Ö Richtung traben wir geschützt im Wald zur Spitze des Sees. Gegenüber macht Werner Sonnenschirme aus. Noch glaubt er an eine Kneipe. Wir umrunden also die Spitze des Sees, stellen jedoch beim Erreichen der Sonnenschirme fest, dass diese privat sind und deutschen Urlaubern gehören. Wir fragen nach einer Tränke und werden auf das 2 km entfernte Strandbad am anderen Ende des Sees verwiesen. Jetzt, da das Weizen so nah ist, ringen wir uns durch, die 4 km (hin und zurück) auch noch dran zu hängen. Nach einer gemeinsamen Pizza und 2 Weizen steigt die Laune wieder. Der Rückweg und die notwendigen 300 Höhenmeter (Volker verlangt ein Seil) sind noch mal beschwerlich. Nach Erreichen der Straße wird erneut N/S oben/unten rechts/links verwechselt und wir entfernen uns erneut vom fast schon greifbaren, nur noch 100 m entfernten Hotel in Richtung Tenna. Als urplötzlich eine bekannte Stelle der Straße auftaucht, erkennen wir den Irrtum schmerzlich. Nach Kehrtwendung finden wir unsere Herberge dann endlich (gerade noch rechtzeitig zum letzten WM Gruppenspiel der Deutschen Mannschaft).

 

Mittwoch 21.6.2006 – Tag  6 – Tour Brenta

292 Km – Fahrzeit 7 Std.

Von San Christoforo an der Nordspitze des Caldonazzosses geht es durch`s Geräusch nach Mezzolombardo. Kurz danach links weg zum Lago di Moveno. Die Strecke wird kurviger, es wird auch wieder kühler (mit der Hitze hatten wir während der gesamten Tour doch arg zu kämpfen). In Tione di Trento führt die Rundtour wieder nach Norden. In Madonna di Campilio machen wir Rast und lassen uns ein paar Spaghetti munden. Frisch gestärkt fahren wir weiter nach Cles, um dann wieder gen Süden in Mezzolombardo die kleinen Sträßchen nördlich unseres Quartiers aufzusuchen. Über Stock und Stein, groben Schotter (Anschiss von Volker) erreichen wird Bedollo und somit den Einstieg zum Pso Rhedebus. Ein kleines Asphaltband führt uns über den Pass in südliche Richtung und damit nach Pergine. Wir erreichen das Hotel gegen 17:00 Uhr. Im Hof steht schon Jörg`s Motorrad (Zylinder noch heiß). Ist auch gerade angekommen. Was folgt ist der erste gemeinsame „Anleger“. Wir springen noch mal in den Pool und kühlen uns ab.

 

Donnerstag 22.6.2006 – Tag  7 – Tour Trentino

325 Km – Fahrzeit 8 Std.

Uli fährt heute mit der Bahn nach Hause. Wir starten zum 2. Versuch mit Jörg. Der Kaiserjägerweg runter zum Pso Vezzena ist ein schönes enges Gässchen mit Steigungen von 18%. Nach Assiago und Enego mit den herrlichen Serpentinen fahren wir weiter nach Feltre. Die Industriestadt liegt im Kessel und es ist drückend heiß. Die Dolomiten im Norden sind in Sicht und das allein hält standhaft. Über Agordo und Falcade kratzen wir die südlichen Dolomiten an. Es beginnt zu regnen. Den Pso Valles und den Rollepass nehmen wir deshalb im Schongang. Es wird nun merklich kühler. Der Dauerregen bleibt. Über Mezano fahren wir kaum merkbar über den Gobbera und noch mal rauf zum Brocon. Via Castello und Borgo geht es auf der SS47 zurück nach Levico ins Hotel.

 

Freitag 23.6.2006 – Tag  8 – Heimfahrt Teil 1

333 Km – Fahrzeit 9 Std. – der schönste Tag

Henkersfrühstück, zahlen, aufrödeln, verabschieden von einem schönen Ort und Abfahrt.

Wir fahren runter nach Levico zur SS 47, nehmen dann die Abfahrt Richtung Telve.

Das erste highlite des Tages ist in Sicht. Ein enges Straßenband schlängelt sich hoch zum Pso Manghen. Ein  weißes Sträßchen für Mountainbiker. PKW und Mopedbegegnungen sind schon mal kritisch. Als aber plötzlich 2 riesige Laster vor uns stehen hilft nur noch anhalten, Koffer wegkippen und die Luft anhalten. Weiter fahren wir durch die Weidegründe der Manghenkühe, ständig auf der Hut, eine Kollision zu vermeiden (Wer gewinnt ist ja klar). Hat mächtig Zeit gekostet die enge Straße. Nach einem Halt auf Passhöhe rollen wir wieder runter nach Castello Molina. Leider verhindert eine Straßensperrung die Überfahrt zum Pso di Panadico. Also routet uns das System Richtung Pso di Lavazze. Habe das Zwischenziel manuell eingegeben, damit in dieser verzwickten Situation ein Rückrouting vermieden wird. Auf Passhöhe sparen wir uns den Stop, da wir hier auf der Hinfahrt angehalten haben. In Ponte Nova angekommen besuchen wir wieder mal das Eggental. Die Navigation führt uns sicher durch Bozen zum Mendelpass und Gampenjoch. Auch gelingt mit weitgehender Umfahrung von Meran der Einstieg ins Passeiertal Richtung St. Leonhard. Jetzt liegt das Timmelsjoch vor uns. Wir stellen fest, dass die Italiener die Straßen seit 2003 mächtig verbessert haben. Der Belag ist recht gut. Die Geröllwüste auf Passhöhe wird sich allerdings kaum verändern – ein trostloser Anblick. 11 EUR Maut, die sich mittlerweile beide Nationen teilen, sind ein stolzer Obolus für die schnelle Querverbindung. In Imst angekommen ist der Rest bis Bschlabs fast Routine. Im Gasthof zur Gemütlichkeit sind schon Zimmer reserviert. War auch gut so – der Gasthof ist ausgebucht.

 

Vor der Bimmelkulisse der Dorfkirche (alle 15 Min) gönnen wir uns ein frisches Helles. Nach mehr oder weniger aufregender Nacht (Dittes sucht ein Einzelzimmer) kommt leider wie immer der letzte Tag.

 

 

Samstag 24.6.2006 – Tag  9 – Heimfahrt Teil 2

436 Km  - 6 Std. - der traurigste Tag

„Wir starten die Maschinen und die Erde erbebt“ – so jedenfalls beschreiben die Zillertaler den Vorgang der Abfahrt. Bei uns läuft dies bescheidener ab. Mit Wehmut machen wir uns auf, das Restprogramm zu absolvieren. („schluchts-schnief“) Die verbleibenden 6 km Hahntenjoch sind schnell vergessen. Als wir ins Tannheimer Tal einbiegen denkt sicher jeder schon an Montag. Selbst am Haldensee wollen wir vor lauter Frust nicht anhalten. Nur nicht so viel Zeit verlieren. Die Deutschen spielen ja schon um 17 Uhr.

An Wertach vorbei erreichen wir unsere BAB Auffahrt Nr. 137 (Oy). Bis Ulm hoch läuft es noch einigermaßen. Wir machen den nächsten Tankstop hinter Ulm am Autohof. In Stuttgart ereilt uns die deutsche Autobahn-Bauwut mit voller Härte - will heißen: Stau ohne Ende. Da gilt es sich durch zu schlängeln, die Standspur zu missbrauchen und sonst noch alle möglichen Verstöße zu begehen. Irgendwo zwischen der schwäbischen Metropole und Pforzheim kommt es noch dicker. Nach der Devise „3 auf 1 in Baustelle“ haben die Autobahnbauer ganze Arbeit geleistet. Mit Koffern kommt dies einem Seiltanz gleich. 5 cm links und 5 rechts (max). Der Asphalt kocht und mit ihm Fahrer und Maschinen. Wir entgehen der Hölle nur mit Mühe. Ein Parkplatz nach Pforzheim dient als Rettung. Wir sagen Jörg „Tschüss“ und machen uns wieder ins Getümmel nach Karlsruhe. Der Verkehr wird nur unwesentlich flüssiger. Wir kommen ca. 1 Std. später als geplant zu Hause an.

Gerade noch rechtzeitig für`s Duschen und ab zum Werner, denn Werner ist heuer dran. Wenigstens die Deutschen Fußballer hatten heute ein Erfolgserlebnis.(2:0 gegen Schweden)

Bis zum nächsten Mal.

 

Dittes

 

Die Tourdaten – aufgezeichnet vom Navi:

Reine Fahrzeit                    38,5 h

Standzeit                             15,3 h

Schnitt in Fahrt                  65,3 km/h

Schnitt mit Pausen                       46,6 km/h

Gesamt Km             ca.      2600

davon BAB                         760