Die Powercruising        Pyrenäentour -- 17. - 26.Juni. 2007

Die Idee

 

 

 

 

 

 

Die Planung

Vorwort: Wenn die Alpen zu klein werden - wenn man die meisten Pässe mittlerweile kennt, sucht man die Lust am Abenteuer. Diese „Spielwiese“ befindet sich zwischen Atlantik und Mittelmeer, zwischen Frankreich und Spanien – ein 400 Kilometer breites Gebirgsband – genannt  Pyrenäen. Dieses trennt die iberische Halbinsel vom europäischen Festland. Auf den Hochebenen ein karges Steingebirge. In den spanischen Tälern im Sommer schon recht warm und auf der französischen Nordseite gemäßigtes Klima.

 

ist abgeschlossen. Quartiere vorzubuchen war nicht sinnvoll, da die aneinanderhängenden Etappen stark variieren können. Es wird also etwas unkomfortabler mit Gepäck zu fahren sein. Teilnehmer sind Jörg, Volker u. Dittes. Uli ist ja grundsätzlich nicht mehr dabei. Franzi und Werner haben zeitliche Probleme im Juni.

Die Hin- u. Rückreise erfolgt nach Narbonne in Südfrankreich via DB-Autozug. Viele Stunden der Vorplanung und die genaue Routenplanung mit dem Garmin Street Pilot 2720 sind Vergangenheit. Was zählt ist der Abreisetag. Reiseberichte anderer Gruppen gaben viele wertvolle Infos zum optimalen Routenverlauf. Die Tour ist anspruchsvoll und wird von jedem täglich 100% abverlangen. Startzeit ist regelmäßig gegen 9:00 Uhr, d.h. Aufstehen ist täglich rechtzeitig angesagt. Andorra haben wir trotz der kurvenreichen Strecken bewusst ausgelassen, da der Durchgangsverkehr kaum ohne Stau abgeht. Man kann zwar günstig einkaufen, aber womit sollen wir irgendwas transportieren. „Shopping – ein andermal?“

 

Die Anreise mit

dem Autozug

Treffpunkt ist am Sonntag, den 17. Juni spätestens um 17:00 Uhr bei Dittes. Die Mopedverladung beginnt um 19:00 Uhr in Neu-Isenburg. Der Zug fährt gegen 21:00 Uhr ab.

In Neu-Isenburg angekommen müssen wir feststellen, dass der Zug aufgrund eines Streikes in Frankreich nur bis nach Avignon fährt. Schöne Sch…. Nachdem die Mopeds verladen sind, inspizieren wir das Abteil. Für 3 Mann o.k. Die Liegeflächen sind allerdings recht schmal. Nachdem wir uns eingerichtet haben gibt`s die neuen Polos – erstmals mit Powercruising-Logo. Im Speisewagen halten wir noch lange durch und stimmen uns schon mal auf unsere Touren ein.

Die Hinfahrt

zum Atlantik

Tag 1. Die knapp 200 km bis Narbonne fahren wir also via Autobahn bis zu unserem Routeneinstiegspunkt in Bages. Mit ca. 3 h Verspätung kamen wir dort gegen Mittag endlich  an. Jetzt steht noch die geplante erste Tagesetappe von ca. 300 km an. Ein strammes Programm. Wir verlassen Narbonne auf der N9 Richtung Perpignan nach Süden und zweigen dann links zur D105 ab. Lässig cruisen wir am Etang de Bages entlang (es stinkt hier etwas nach Brackwasser) bis wir das Fischerdörfchen Bages erreichen. Auf einem schmalen Asphaltband inmitten des Etang erreichen wir dann Peyriac de Mer. Nur wenige der Bewohner dieser Region arbeiten noch in der Salzgewinnung. Auf dem Weg zur D611 beginnt direkt das Weinanbaugebiet und die Corbieres. Entlang des la Berre kommen wir zum nächsten Ort Portel des Corbieres. Zwischen den Weinbergen stimmen uns lange Kurven mit schnellen Kombinationen zum Eingewöhnen auf das ein, was noch vor uns liegt. Die Fahrbahn ist sehr wellig. In Durban sind wir etwa auf Odenwaldhöhe. In Richtung Padern steigert sich der Fahrspaß dann aber. Wir erreichen Maury und sind bereits in der Region Languedoc. Auf der breit ausgebauten D117 kommen sind wir bald nach Axat. Hier haben wir bereits das Roussillon erreicht. Beides bekannte Weinanbaugebiete in Südfrankreich. Die D118 bringt uns dann nach Usson. Auf kleinen Nebenstraßen überfahren wir den ersten (wirklichen) Pass, den Col de Pailheres mit seinen immerhin 1600 Metern Höhe. Wir sind nun in den Midi Pyrenees. In Tarascon beginnt die bekannte D618 (Route des Pyrenees) als Querverbindung Atlantik/Mittelmeer. Diese führt uns über den Col de Port und den Col de Caugnous (beide ca. 1200m) nach Massat. Über wiederum kleine weiße  Nebenstrecken und 2 weitere Pässe südlich von Girons erreichen wir recht erschöpft eine 2 Sterne-Auberge in Audressin. Zusammen mit der Autobahnanfahrt waren das heute satte 470 km. Da schon 3 Mopeds davorstehen, versuchen wir`s. Hier trifft uns erstmals (und letztmals) die teure Gastronomie in Frankreich. 270 Scheine berappen wir für die Tages-Session (Anleger, Abendessen, Schlafen u. Frühstück) bei primitiven Zimmern, einer jedoch guten Küche mit überschaubaren Portionen. Wir nehmen uns vor, alle weiteren Übernachtungen in Spanien zu machen, da dies bestimmt schonender für unsere Geldbeutel ist.

Tag 2 beginnt früh. 360 km in den Hochpyrenäen stehen an. Die D618 hat uns wieder. An diesem alpinen Tag haben wir nicht weniger als 9 Pässe auf dem Programm, allesamt über 1200 m. Auch der höchste Pass der Pyrenäen, der Col de Tourmalet mit 2115 m ist heute dabei. Man muss sich die Pyrenäen-Pässe –mit Ausnahme der Hochalpinen Pässe- nicht so serpentinenartig wie manchmal in den Alpen vorstellen. Hier sind die Passüberquerungen mehr streckenartig angelegt. Wir fahren dann weiter auf der französischen Seite der Pyrenäen, entlang der D918, 613 und 618 als den zentralen Verbindungen Mittelmeer-Atlantik. Die Pässe lauten in Reihenfolge: Col de Portet de Aspet, Col de Mente, Col du Portillon, Col de Peyresourde, Col de Aspin, Col de Toumalet, Col du Soulor, Col d`Aubisque, Col de Pourtalet. Ein absolutes Muss ist der Bikertreff auf Passhöhe des Col de Mente auf 1349m. Hier lockt das Café La Soulans zum Imbiss aus dem Sattel. Danach begleitet eine volle Dosis Kurvenrausch den Weg hinab ins Garonnetal bis St. Beat. Flussaufwärts folgen wir dann der N230 nach einem kurzen Abstecher durch Spanien bis Bossost. Die von Flickenteppichen und Rollsplitt überzogene Straße führt über den Col de Portillon und verlangt volle Konzentration. Angekommen in Bagneres de Luchon geht die Fahrt weiter zum Col de Peyresourde. Auf Passhöhe lädt eine urige Hütte zum Imbiss ein. Nach Arreau trumpft der Col de Aspin mit dem Versprechen einer 12 km langen Kurvenorgie auf. Von hier kann man die 30 km entfernten Spiegel des Midi di Bigorre (s. Rückfahrt) sehen. Danach lassen gerade Abschnitte auch mal ordentlich Speed zu. Kurvige Straßen schlängeln sich von Ste Marie de Campan nach la Mongie. Vorbei an Wildbächen, die mit rauschendem Getöse herabstürzen geht es den Dreitausendern des Massif de Neouvielle entgegen. Bis zu 10% Steigung hat die Strecke. Kurz unterhalb des Col de Tourmalet gilt es einen sauberen Strich durch die engen und überhöhten Kehren zu ziehen bis urplötzlich das gewaltige Radfahrerdenkmal von der Passhöhe (2115m) kündet. 30m vor Gipfelhöhe befindet sich rechter Hand über einen Erdweg erreichbar eine kleine Bar (weniger überlaufen). Das Observatorium ist heute nur noch mit einer Seilbahn für stolze 22 EUR erreichbar. Die Zeit haben wir leider nicht. Danach erreicht die Straße wieder gutes französisches Landstraßenniveau und wir kommen flott vorwärts. Wie passieren Luz St. Sauveur, Argeles Gazost und Arrens bevor wir den Col du Soulor und den Col d`Aubisque erreichen. Die Straße hangelt sich dicht am Abgrund des bizarren Massifs de Arrens entlang und bohrt mehrere unbeleuchtete Tunnel in den Stein. Kurz nach Laruns sind wir dann schon auf der ersten geplanten Nord/Süd Verbindung von Frankreich nach Spanien. Vorbei am  Embalse de Bubal mit seiner „Garanta del Escalar“ genannten Felsspalte kommen wir runter nach Biescas und dann in die sogenannte weiße Ebene.

Im spanischen Ort Jaca, dem südlichsten Punkt der Hinreise, finden wir unser 2. Quartier an einer Ausfallstraße hoch zum Col du Somport. Eigentlich wollten wir im Städtchen übernachten, doch Volker überzeugt uns, ein Quartier außerhalb zu suchen – auch der Mopeds wegen. Gegen 18:00 Uhr begrüßen wir „Herrn San Miquel 0,2“ zum Anleger. Da sich die Kosten hier trotz großzügigem 5-Gang Menü in Grenzen halten, beschließen wir die Nacht auf Freitag auch wieder hier zu verbringen und buchen schon mal vor.

 

Tag 3 Die N330 schwingt sich wieder im Tal des Rio Aragon nach Norden gen Frankreich. Weite Ebenen säumen die Straße. Das Gelände steigt langsam wieder an. Der Bahnhof Canfranc-Estation kurz vor dem Somport ist heute nur noch eine touristische Sehenswürdigkeit (leider z. Zt. wegen umfangreicher Restaurationsarbeiten nicht zu besichtigen). Hier wurde die einst geplante Bahntrasse nie in den Süden weitergebaut, da der aktuelle Straßenbau der Bahn den Rang abgelaufen hat. Kurz nach dem Halt am Bahnsteig ist der Col du Somport schon in Sicht. In weiten Schleifen nähert sich die Straße dem Höhenpunkt in 1.650 Metern. Das von der Morgensonne angestrahlte Bergmassiv leuchtet in einem intensiven Dunkelrot. Dittes ist derart mit seinem Navi beschäftigt, dass er diesen Anblick überhaupt nicht registriert.

Abwärts sind die Tourer wieder in Ihrem Element. Die Straße läuft großzügig nach Norden aus. Noch vor Bedous biegen wir nach links Richtung D132 ab. Am Col de Labays endet Teil 1 des 3. Tages. Jörg ist noch ganz fasziniert von den roten Steinen und hätte sich gern ein Muster für`s Aquarium mitgenommen.

Das letzte Stück war zwar normalerweise was für Enduros, aber wir haben unsere schweren Teile trotzdem unbeschadet auf der einspurigen und löchrigen Enduropiste um die Ecken gebracht. Meine beiden Mitfahrer sind heilfroh, dass wir durch sind. (Gegenverkehr: 1 Auto und 2 x BMW-GS in einer Stunde).

Von hier gibt es jetzt 2 Weiterfahrmöglichkeiten bis St. Jean de Piet de Port:

Wir wählen (klar) die längere, interessantere Version und werden mit herrlichen Ausblicken belohnt. Die Strecke führt  noch mal in die Zentralpyrenäen hinunter  und über den Col de Suscousse und den Pto de St. Martin nach Izaba. Von hier geht es über den Col d`Erroymendi vorbei am Pic d`Orhy wieder hoch nach Larau. Zeitaufwendige aber landschaftliche aufregende Nebenstraßen bringen uns dann über Bassaburia nach St. Jean. Angekommen in St. Jean de Piet de Port sind es über Cambo und die D918 nur noch 65 km bis  St. Jean de Luz am Atlantik. Wir sind im Land der Basken in den Pyrenees Orientales angekommen. Wir fahren noch ein Stück an der Atlantikküste entlang, verweilen an dem ein oder anderen Aussichtspunkt über der Stadt. Danach erreichen wir Hendaye nach ca. 1100 km Hinreise. Im Hotel Belvedere am Hafen kommen wir verhältnismäßig günstig unter (3-Bett Zimmer für 95 €). Das Essen in einem Restaurant  direkt am Strand ist nicht besonders teuer. Es gibt frische Muscheln für 8 EUR – ein Genuss. Jetzt erst bemerken wir, dass es das erste mal während der Tour regnet. Na, ja macht nichts – wir sitzen ja im Trockenen. Im Gegensatz zu den Wellenreitern die unermüdlich versuchen, mit den ankommenden Wellen ans Ufer zu surfen. Alle Achtung – bei den Temperaturen (trotz Neopren). Als wir zurück ins Hotel gehen hat Petrus schon wieder ein Einsehen.

Die Rückfahrt

zum Mittelmeer

Das herrliche Wetter bleibt uns erhalten. Noch keinen Tropfen auf dem Moped abgekriegt.

Am Morgen des 4. Tages heißt es  Abschied nehmen vom Atlantik. Wir fahren die N133 bei bestem Wetter in Richtung Pamplona und wollen in Olague zur geplanten Strecke zurückfahren. Kurz vorher werden wir von freundlichen Polizisten angehalten. Man eröffnet uns, dass Vergnügungssteuer fällig wäre. Von der Radarpistole mit 90 und 96 km/h in der 70er-Zone erwischt. Volker sagt: „Musste ja mal kommen“. Nur Jörg hat Glück. Für ihn war scheinbar die Messstation zu langsam, da er in der Mitte fuhr. So sind Volker und ich mit je 70 Euro dabei. Geläutert halten wir uns fortan an die Limits (na, ja - fast). Wo geht - da geht. In Geralda sind wir wieder auf Kurs inmitten der Pyrenäen. Wir kommen vorbei am Embalse de Eugi und stoßen bei Agorreta auf die N135. Nach 21 km verlassen wir die 135 erneut in südlicher Richtungund kommen auf der NA172 in die Täler Labia und Osa. Der riesige Wasserspeicher Embalse de Itoiz ist weithin sichtbar. Wir sind jetzt etwa 20 km östlich der großen Stadt Pamplona. In Lumbier geht`s weiter auf der NA178, einer gut ausgebauten Hauptstraße. Nahe der Vogelschlucht in Biguezal machen wir Siesta, können aber kein Fluggetier finden. Die Vogelschlucht ist aufgrund ihrer Unmengen an großem Fluggetier auf engstem Raum bekannt. Normalerweise ist dieses Spektakel auch schon an einem Aussichtspunkt an der NA 178 gut zu beobachten. Wir sind jedoch leider vorbeigefahren.

Danach verschwinden wir wieder im Kurvenlabyrinth des Valle Roncal. Über den gleichnamigen Ort kommen wir ins Valle de Anso. Bei einem Stopp in Höhe Sta. Lucia entscheiden wir aufgrund Jörg`s Bitte (Steine für`s Aquarium) noch mal von Jaca auf der parallel verlaufenden Straße hoch zum Somport zu fahren. Ich gebe die Daten ins Navi ein und siehe da (meine „offroad-Version“) findet tatsächlich eine Querverbindung. Diese wird selbst auf Karten 1:200000 nur als Fahrweg angegeben. Entsprechend lustig wird die Wanderung dann auch. Ständig höre ich Gemaule von hinten (in Gedanken). Bei einer Pause wird das Wehklagen größer (…kauf dir doch eine GS, usw.). Ich finde solche asphaltierten Kleinstraßen jedenfalls schön. Entnervt kommen SIE dann auf der Straße zum Somport an und Jörg kommt auf Passhöhe zu einem Steinchen des roten schieferartigen Gerölls. Später weiß ich, warum diese Wanderwege vom Navi ausgesucht wurden. Das System war auf „kürzeste Verbindung“ eingestellt. Vom Pass aus rollen wir in Richtung Süden nach 30 km wie selbstverständlich in den Hinterhof unseres ja schon reservierten Hotels in Jaca ein.

 

Heute am Tag 5 gilt es ca. 300 km zu bewältigen. Wir wagen uns weiter gen Süden bis Hostal de  Ipies. Nach 17 km biegen wir nach links in die A1604 ab und verfolgen den Rio Guarga im Valle de Serrablo über den Puerto des Serrablo (1201m) bis Ainsa. Wir fahren am nördlichen Rand des riesigen Wasserspreichers Embalse de Mediano entlang erreichen das Valle de Fueva de Alta. Westwärts zieht sich die N260 über den Puerto de Foradada (1020m) gemütlich nach Colladas. Die folgenden 22 km nach Castejon de Sos lassen die langweilige Vorarbeit dieses Tages schnell vergessen. Hier sind Kurvenflitzer endlich in ihrem Element. Die Straße schrappt immer knapp an den Felswänden entlang. Kurz vor Castejon de Sos spuckt der Asphaltdschungel die Bikes wieder aus. Durch ein fetziges Kurvenabenteuer über den Col de Fadas mit immerhin 1470 Metern erreichen wir noch vor Pont de Suert eine Stichstraße hinauf in die Gletscherregion Estany. Die höchste Erhebung in dieser Gegend ist der der Punta Alta. Dieser erreicht in der Nationalparkregion Estany stolze 3014m. Wir fahren das Val de Boy aufwärts zum in 1900 m gelegenen Embalse de Cavallers. Die letzten 10 km der einspurigen Straße sind ein Augenschmaus – Natur pur, sieht aus wie im Märchenwald. Durch einen kleinen Fußweg erreichen wir die Staumauer, die sich ca. 100 m oberhalb des Parkplatzes befindet. Wieder unten im Tal bringt uns die N230 dann -vorbei an vielen Gipfeln über 2000m- wieder weiter nach Norden vorbei am Stausee von Baserca der von  den Gipfeln des Maladeta Massivs eingerahmt wird. „Fototime.“ Weiter geht es durch den Tunnel von Vielha und dann mit Kurvengetöse hinunter ins Valle de Aran.

Mit der C28 kommen wir wieder in die 2-tausender Regionen hinauf. Hier finden wir den Port de la Bonaigua mit 2072 Höhenmetern und herrlich ausgebauten Straßen. Es wundert immer noch, dass hier fast kein Verkehr ist. Via C1412 und Unmengen schönster Kehren, umgeben von Gipfeln der Zentralpyrenäen und dem Stausee Torrassa erreichen wir Sort. Eine wenig ansprechende Stadt mit Hotels nur im Zentrum. Es ist zwar schon spät, aber wir beschließen trotzdem weiterzufahren und im nächsten Ort nach einer Bleibe Ausschau zu halten. Den nächsten brauchbaren Ort an der 1313 erreichen wir allerdings erst nach 49 Kilometern allerfeinster Kurvengeometrie. Andorra ist von hier nur noch 10 km weg. In einem kleinen Ort finden wir ein preiswertes Motel. Erstmals gibt es Bier in 1 Ltr. Milchkrügen zum Anleger. Ganz nach dem Geschmack von Volker. Das Essen ist im Gegensatz zum Bier dann nicht gerade berauschend. Schon abends entsteht der Plan, diese 49 km nach dem Aufstehen morgens noch mal rauf und runter zu fahren.

 

Der Tag 6 beginnt also, wie Tag 5 aufhört. Wir fahren vor lauter Kurvenlust nochmals nach Sort hinunter und haben nach unserer Rückkehr zum Start des Tages schon die ersten 100 km auf der Uhr. Jörg meint, dass es jetzt Zeit für den Anleger wäre – er fühle sich so. Der Einwurf wird sofort überhört. Es folgt nun ein weiteres Highlight. Es öffnet sich uns jetzt ein Schatzkästlein der spanischen Straßenbaukunst. Unter besten Turnierbedingungen bringt uns die N260 schnell voran zum Col de Canto (1725m) nach Adrall. Bis zum nächstmöglichen Tankpunkt in Llorenc de Morunys sind Zapfstellen Mangelware, also wird ordentlich vollgemacht. Wir orientieren uns südlich und fahren auf der autobahnähnlichen C14 zur Schlucht von Organya. Nach den Beschreibungen ein imposantes Szenario. Leider haben wir nach der Sondereinlage keine Zeit für Exkursionen. Danach begleitet uns die 1401 wieder westwärts zum Col de Nago. Mit einer Höhe von 1470m ist der Colado de Jou Standardhügel auf dieser Strecke. Wir erreichen die Stadt Berga. Diese liegt an der Nord/Süd Tangente der C16. Hoch über der Stadt machen wir in einem Cafe halt und betrachten die weite Ebene aus der Höhe, in der die Stadt eingebettet liegt. Ganz schön windig hier oben. Wir fahren dann weiter in nördlicher Richtung bis Guardiola und von hier aus die B402 nach Osten über den Col de Merolla (1100m) nach Campdevano. Um den Collade de Toses und den Puig Cerda mitzunehmen, geht es noch mal in westlicher Richtung gegen die heute schon tief stehende Sonne. Die N116 in Hauptrichtung Perpignan bringt uns zur Grenze. In Puigcerda beenden wir die heutige Etappe, da dies der letzte spanische Ort vor der Grenze zu Frankreich ist. Wir finden eine einfache Pension für 70 EUR im 3-Bett Zimmer. Nach Anleger und Dusche gehen wir zum Essen ins Städtchen und landen inmitten einer Fiesta mit viel Geböllere. (Sonnwendfeier). Nachdem der Knallrausch nachläss, kann ich so gegen 02:00 Uhr endlich einschlafen.

Am 7. Morgen unserer Tour fahren wir den Restteil der eigentlich noch für den Vortag geplanten Strecke. 3 km hinter Saillagouse befindet sich im nahegelegenen Örtchen Odeillo auf der linken Seite der N116 ein riesiger Parabolspiegel, genannt „Der Sonnenofen von Odeillo“. Diese Anlage wurde hier zu wissenschaftlichen Zwecken errichtet, um Sonnenenergie zur Erzeugung von hohen Temperaturen zu konzentrieren. Dittes fährt, vertieft in die Navigation, glatt dran vorbei. Er kommt aber dann brav zurück, als er merkt, dass  keiner mehr hinten dran ist. In Villefrache unternehmen wir einen Kurzausflug ins Massiv des Canigou (2731m). Der Beschreibung nach kommt man mit dem Straßenbike nicht sehr weit. So war es dann auch.(…. Und wieder das Gemaule, der kleinen Sträßchen wegen). Um näher an das Bergmassiv heranzukommen sollte es dann doch schon eine Enduro sein. Wir verzichten (auch ich)

In Prades an der N 116 stehen einschließlich diesem kurzen Ausflug heute nur noch 220 km bis zum Mittelmeer auf dem Programm. Kurz hinter Marquixanes verlassen wir die Hauptstraße zur D13. Bis Finestret ist der Kurventakt noch moderat. Auf dem Weg nach Valmanya liegt der mächtige Canigou mal links und rechts. Die Zickzackfahrt entlang des Flüsschen Lentilla bringt uns dann ein Stück weiter nach Süden. Am Col Polomere (1038) erwarten uns 17 km im schattigen Wald rund um den Canigou. Am Col Fourtou (638) ankommen säumen nun Korkeichenwälder die Straße nach Oms zum Col de Llauro. Über die D115 erreichen wir weniger spannend Argeles am Mittelmeer. Wir kämpfen uns durch die Stadt bis zu einem Aussichtspunkt an der steil abfallenden Küste. Der erste Anblick des Mittelmeeres ist grandios.

Heute ist Sonntag und der Verkehr auf der Küstenstraße gewaltig. Trotz ständiger Überholmanöver kommen wir nicht so recht vorwärts. Zuletzt schwingen wir mit dem Verkehr und kommen so zu beeindruckenden Ausblicken an Küstelinie. Das Ziel Rosas ist heute nicht mehr zu erreichen, deshalb suchen wir jetzt schon eine Bleibe. In Llanca an der Costa Brava (25 km vor Rosas) finden wir nahe Strand und Hafen ein für diese Küstenregion preiswertes Hotel. Eine Bar ist schnell gefunden und dem Anleger steht nichts mehr im Weg. Bis hier nach Llanca haben wir vom Atlantik stolze 1350 km zurückgelegt. Der Bahnstreik der Franzosen ist beendet, erfahren wir von Astrid, also geht der Zug von Narbonne planmäßig ab. Abends besuchen wir die Strandpromenade und reihen uns in einem Rundgang bei den zu dieser Jahreszeit noch wenigen Touristen des Städtchens ein. Zum Abendessen finden wir eine nette Strandbar. Die Preise sind o.k. (solange man Wein trinkt).

Die Fahrt zum

Autozug und

Die Heimreise

Am nächsten Morgen, trennen wir uns. Volker fährt direkt vom Hotel zur Autobahnauffahrt nach Figueras, um auf direktem Weg via Autopista die 1100 km nach Hause zu düsen. Eine besondere Art des Tourabschlusses! Er ist jedenfalls schon am Abend gegen 21 Uhr zu Hause. Tanken, Rauchen, P., Gas. Eigentlich hatte er bis Genoble und dann weiter über die Schweiz fahren wollen. Sicherlich wäre dies noch mal ein Schnäppchen zum Abschluss gewesen. Nun denn, so soll es sein.

Jörg und ich jedenfalls lockern die Kleiderordnung auf dem Moped wegen der großen Hitze, da wir die Küstenstraße gemütlich bis in Höhe Perpignan hinaufcruisen werden. Die Jacken und Handschuhe werden auf dem Sozius festgezurrt und los geht es. Wir tanken noch mal vor der französischen Grenze voll (€1,11) und gönnen uns in einem Städtchen am Meer noch mal einen doppelten Espresso. Dann fahren wir weiter an der französischen Atlantikküste entlang bis die Strecke ihren Reiz verliert. Wir ziehen das Leder wieder an und erreichen die N9, die parallel zur Autobahn verläuft. Unterwegs kehren wir noch mal zum Pizzaessen ein und kommen dann rechtzeitig nach Narbonne. Um 16 Uhr wird verladen. Unsere Mopeds sind die ersten auf dem Zug. Man trifft jetzt wieder den einen oder anderen Biker der Bahn Hinfahrt und tauscht sich aus. Im Bahnhofsrestaurant zahlen wir fast 5 EUR für einen Schoppen (Frechheit). Der Zug wird bereitgestellt. Der Schlafwagen überrascht uns sehr positiv. Die Betten sind viel bequemer und es gibt eine Waschgelegenheit. Eine Dusche hat der Wagon auch. Duschen fällt aus, dadurch sind wir die ersten im Speisewagen. Das erste „Prinz Luitpold“ zischt weg. Es kommen mehr und mehr Biker dazu und man berichtet von seinen Erlebnissen und Fahrleistungen. Manche haben nur 1000 gefahren, andere sogar 3100 abgerissen. Da liegen wir doch mit unseren 2600 ganz gut im Mittelfeld. Aufgrund des zunehmend hohen Rauchaufkommens verziehen wir uns um 11 in die Kojen. Habe mich schon bei der Bahn beschwert. Als Letztes bleiben nur noch Gedanken an die vergangene Woche und neue Ideen für die Tour 2008, die wir hoffentlich mal wieder  in Vollbesetzung fahren können. Jedoch hat eine kleine Gruppe auch manchen Vorteil.

Der Autozug kommt am Dienstag, 26.6. gegen 08:00 Uhr in Neu-Isenburg an. Vorher nehmen wir noch ein reichhaltiges Frühstück im Speisewagen ein. Es regnet zum ersten mal auf unserer Tour. Im Regen fahren wir die Bikes vom Wagon. Ohne Gummihaut geht jetzt gar nichts. Wir schwingen uns gegen 08:15 auf unsere RT`s. Ich bin um 9 zuhause. Jörg ist erst um 10:30 Uhr in Ottweiler.

Fazit: ein einmaliges Abenteuer in purer Natur auf manchmal gottverlassenen Nebenstraßen mit teils optimalem Belag in Spanien, als auch Schlaglochpisten in Frankreich. Allgemein ist Benzin, Essen, Trinken und Übernachten in Spanien erheblich günstiger als bei den Gourmets. Der Autozug hat bis auf die unkalkulierbare Streiksituation alle unsere Wünsche und Vorstellungen erfüllt. Eine echte Alternative zur stumpfsinnigen Autobahn Anreise.

Allgemein ist zu bemerken, dass die Pyrenäen sehr dünn besiedelt sind. Der Auto- und Motorradverkehr ist kaum wahrnehmbar. Man kann sich beim Fahren ganz auf Straße und Natur konzentrieren. Ein krasser Gegensatz zu den Alpen. Ich war jedenfalls nicht zum letzten Mal hier.

 

 

Dittes